"Leben ist das, was passiert,

währenddem du dabei bist

andere Pläne zu machen."

(John Lennon)

MEine persönliche

Geschichte

Das Leben verläuft, wie wir wissen, nicht nach Plan 0der wie wir uns es gerade wünschen.

 

Nicht nur Unfälle, Krankheiten, Lebenskrisen, bedrückende  Situationen bringen uns ins Straucheln, sondern gerade auch die wachsenden Herausforderungen und der immer hektischer werdende "LAUTE ALLTAG", privat und im Beruf, überfordert mittlerweile sehr viele Menschen.

 

Viele sehen ihre mentale Gesundheit als ein Tabuthema. Sie möchten nicht darüber sprechen oder trauen sich nicht, weil es vermeindliche "Schwäche" zeigt und einen aus der Gesellschaft und der digitalen, perfekten (Schein-) Welt ausgliedert. "Irgendwie" wird sich schon hoffentlich wieder alles von alleine regeln.

 

Die Folgen eines Unfalls stürzten mich Ende 2020 in meine bisher tiefste Lebenskrise. Es fühlte sich an, als ob die ganze Welt mich ausgrenzte und durch ein Megaphon zu mir sprach -ja mich anschrie - bis ich mich regungslos und zusammengekauert, die Hände schützend über Kopf und Ohren haltend, in einer Ecke wiederfand. 

 

Lähmende Angstgefühle, maximaler Stress und Perspektivlosigkeit machten sich in mir breit. Zudem schien alles, was mich bisher als Mensch auszumachte, meine Identität, verloren - von mir genommen.

Völlige Leere. Ein Alptraum!

 

Doch...

ich durfte so wertvolle Erfahrungen machen, die ich wohl ohne den Unfall nicht in der Form erlebt hätte.

 

Ich war gezwungen den "Lärm des Alltags" von einer 10 auf eine gefühlte 0,1 herunterzudrehen, und begann so die GROSSEN BOTSCHAFTEN zu hören, zu verstehen, und sie in mein Leben zu integrieren, um auch fortan für andere Menschen im Rahmen meines Coachings zu helfen.

 

Diese CD beschreibt meine eigene, sehr persönliche Geschichte. Ich habe mich entschlossen diese mit dir sehr ausführlich und offen zu teilen, weil viele Menschen sich überfordert fühlen und sich mit Angst, Stress und einer Antriebs- und Perspektivlosigkeit (Burn-Out, depressive Stimmung), also mit ähnlichen oder denselben Symptomen wie ich sie durch die Folgen meines Unfalls erlebt habe, auseinanderzusetzen haben, ja darunter leiden.

 

An alle Menschen, die sich überfordert fühlen, oder die sich Änderung herbeisehnen:

Meine Botschaft ist, sich baldmöglichst Hilfe zu suchen, einen Mentor zu suchen, und nicht zu warten bis nichts mehr geht. Jeder Mensch ist verletzbar. Jeder Mensch hat Narben.

Der größte Schutz vor Verletzbarkeit ist Offenheit und eine aktive, zielgerichtete Herangehensweise!

 

Eine Selbstheilung oder Selbstcoaching ist durch die persönliche Überforderung kaum möglich. Auf jeden Fall erfolgt eine Heilung mit Hilfe von Außen schneller und zielgerichteter.

 

Meine Geschichte beschreibt was ich unternommen habe und auch bis heute täglich praktiziere. Jede neue Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Das Wunderbare ist, dass sie immer weiter geht und du sehr bald deine neue Aussicht und die Menschen, die du auf deiner Reise triffst, genießen wirst und dir dein "altes Leben" auch nicht mehr vorstellen kannst.

 

So bin ich heute wieder buchstäblich zurück in einem NEUEN LEBEN.

 

Deine ersten Schritte deiner persönliche Reise sind hoffentlich nicht von einer Tragödie motiviert, sondern weil du dir Änderung und Inspiration herbeisehnst.

Wenn du dir Zeit nimmst, führen dich diese MITTEN INS HERZ.

 

Das wünsche ich dir - von Herzen!

Marc

Meine Reise

Alles begann mit einem lauten Knall

Es war Silvester 2020/21. Das Böller- und Versammlungsverbot des "Corona-Silvesters" täuschten in mir eine falsche Sicherheit vor, denn ich habe schon immer die sinnlose Knallerei an Silvester verabscheut (ich entschuldige mich für die starke Wortwahl). Deshalb ging ich wohl nach Draußen. Und doch explodierte ein Böller in unmittelbarer Nähe vor mir. Sofort setzten starke Ohrgeräusche ein, die bis heute erhalten blieben. In den folgenden Monaten kamen zu den Ohrgeräuschen noch eine immer extremer werdende Geräuschüberempfindlichkeit hinzu. Jegliche Geräusche um mich herum wurden nahezu unerträglich laut. Selbst das Zischen eines offenen Wasserhahns war für mich kaum auszuhalten. Es schien, als hätte jemand meinen inneren Lautstärkeregler auf "Maximum" gestellt. Kamen Geräusche für mich unerwaret, ließen sie mich schweißgebadet in Schockstarre zurück. Mein Nervensystem hatte auf "Notfall" gestellt und meinen Körper in einen nicht mehr willentlich kontrollierbaren "Kampf oder Flucht Modus" ("fight or flight mode") versetzt. Mein Gehirn konnte nicht mehr entscheiden welches Geräusch tatsächlich Lebensgefahr bedeutete und stufte deshalb jegliche Wahrnehmung, also kurzum meine komplette Umwelt, als lebensbedrohlich ein.

Im Oktober/November 2022 war dann der absolute Nullpunkt erreicht.

Der sehnliche Wunsch nach "Ruhe"

Nachts trieben mich die Ohrgeräusche und tagsüber die Geräuschüberempfindlichkeit fast in den Wahnsinn. Eine unkontrollierbare panische Angst machte sich breit. Die Angst, dass ich nie mehr Ruhe haben werde und auch die Angst, erneut verletzt zu werden. Dass sich mein Zustand noch mehr verschlechtern würde, was eigentlich überhaupt nicht vorstellbar war. An erholsamen Schlaf war nicht zu denken. Mein Körper befand sich im andauernden Alarmzustand. Mein sehnlichster Wunsch war "Ruhe" zu finden, obwohl ich wusste, dass diese "Ruhe" bestimmt anders sein würde, als die, die ich bisher gekannt hatte.

 

Obwohl ich meiner Gesundheit seither immer größtmögliche Aufmerksamkeit und Lösungen geschenkt habe wurde klar, dass meine bisherige Werkzeuge und mein bisheriges Wissen mir in meiner aktuellen Situation nicht, oder nur unterstützend, weiterhelfen konnten.

 

Mein Körper steckte in diesem bereits beschriebenen "Kampf oder Flucht Modus" fest. Es fühlte sich an, als ob man immer wieder aufs Neue zutiefst erschreckt wurde. Jeder kennt das Gefühl erschreckt zu werden, wenn der Pulsschlag am Hals zu spüren ist. Nur dauerte diese Situation bei mir gefühlt, bis auf wenige Momente, ununterbrochen an.

Atmen für die "Ruhe"

Von mehreren Seiten wurde ich auf das richtige und achtsame Atmen als eine Möglichkeit der Stress- und Angstlinderung aufmerksam gemacht. Ich erinnerte mich zurück an mein Sportstudium, bei dem diese Art von Atmen, auch als Teil der typischen Yoga Atemtechniken, vielschichtig behandelt wurde, und ich diese Atemtechniken vor allem als Sportler als wirkungsvolle Entspannungstechnik praktizierte.

 

Diese achtsame Atmung, die aus unterschiedlichen Atemtechniken besteht, war der erste Schlüssel meiner Heilung, die ich mehrmals täglich anwendete und die schnell ihre Wirkung zeigte. Sie ist auch heute noch fester Bestandteil meiner Tagesroutine.

Ein Plan musste her

Ich musste zusätzliche Methoden finden, meinen Körper aus diesem Daueralarmzustand wieder herauszuführen. Es mussten Methoden sein, die vor allem mein Zentrales Nervensystem beruhigten. Methoden, die den Fokus von Außen, bzw. der nicht mehr willentlich steuerbaren "lebensbefrohlichen" Wahrnehmung und Interpretation meiner Umwelt, nach Innen richteten. Durch den Fokus auf Achtsamkeit sollte ich meinem Körper wieder ein Gefühl der Sicherheit  geben, um so Schritt für Schritt den "Kampf oder Flucht Modus" wieder zu verlassen.

 

Auch musste ich einen Weg finden, mich wieder an Alltagsgeräusche und vor allem an die Lautstärke meiner eigenen Singstimme gewöhnen,

 

Ich konnte mir ein Netzwerk professioneller Hilfe für Physio- und Psychotherapie aufbauen, das mir die fehlenden, lebensveränderten Werkzeuge an die Hand gab.  Vor allem auch Familie und Freunde standen eng an meiner Seite. Die Gespräche, Erlebnisse und Gesten der Liebe und Unterstützung werde ich NIE vergessen. Sie haben mich zu meiner Reise der Heilung ermutigt und auf dem Weg gestützt und begleitet,

Der Plan:

Vom "Kloster" auf die Bühne

Der Plan war geschmiedet und Ende November 2022 fasste ich den Entschluss mich mit einer festen, täglichen Struktur auf eine Reise der Heilung zu begeben mit dem klaren Ziel, am 13. Mai 2023, also 6 Monate später, in der Rolle des "Graf Zeppelin" wieder auf der Bühne im Festspielhaus Neuschwanstein zu stehen, Das hieß buchstäblich von einer fast klosterähnlichen Atmosphäre mit nahezu keinen Umgebungsgeräuschen zuhause, zurück auf eine Bühne in einem Theater mit 1.350 Sitzplätzen.

 

Nach einer meiner Therapiesitzungen wurde ich gebeten drei Hauptziele zu formulieren, an denen ich mit Achtsamkeit arbeiten möchte. Es wurden spontan sechs.

Aber diese sprudelten heraus bzw. fanden den Weg auf den Zettel, inklusive Herz.

 

Fortan ging ich täglich, manchmal auch mehrmals, raus in die Natur auf Spaziergänge, um Achtsamkeit zu praktizieren aber auch um in der Natur zu singen. Denn Singen in geschlossenen Räumen war für mich damals nicht möglich. Nicht einmal wenn ich leise gesungen habe.

 

Hier ist meine Originalnotiz von Ende November 2022 mit meinen sechs Punkten der Achtsamkeit. Diese waren zu dem Zeitpunkt in der Reihenfolge aufgeschrieben, wie sie mir in den Sinn kamen.

Meine Reise begann

Ich habe das Privileg in Füssen im Allgäu zu wohnen, an einem der schönsten Orte der Welt. Zudem bin ich mit dem ersten Schritt aus der Haustüre heraus bereits in der Natur, und in kurzer Zeit fernab von Straßen- und Stadtlärm. Nach weiteren 5 Minuten Gehzeit war ich praktisch für mich alleine. Schnell hatte ich einen Lieblingsweg ausfindig gemacht, der mich über Wiesen mit einem fantastischen Ausblick auf den Forggensee und die Füssener Berge mit ihren Königsschlössern belohnte. Ein herrlicher Ausblick. Hier konnte ich auch ungestört die ersten Töne anstimmen, die am Anfang mehr ein Summen waren, denn meine Ohren quittierten mir jedes in der Lautstärke nicht gewünschte Signal mit verstärkten Ohrgeräuschen und begleitend auftretenden Angstgefühlen.

 

Immer wieder machte ich mir die mittleren vier Punkte meiner persönlichen Achtsamkeitsliste bewusst:

ZUVERSICHT, VERTRAUEN, MUT, TAPFERKEIT

Und diese Punkte liesen mich weiter meinen Weg verfolgen auch wenn ich starr vor Angst war.

 

Mit der Zeit konnte ich einzelne Liedphrasen singen. Wenig später sogar ein ganzes Lied, wenn zunächst auch nur leise. Aber dann konnte ich nach und nach die Lautstärke steigern. Inspiriert von meinem Ausblick, den ich auf meinen Spaziergängen genoss, sang ich "Kalte Sterne" aus dem Musical "Ludwig2" und schaute dabei direkt auf das Schloss. Mit dem Lied, dem Musical und meiner Wahlheimat Füssen habe ich eine tiefe Verbindung.

Wie in einem Disney Film

Zwischenzeitlich war es tiefer Winter geworden. An manchen Tagen sogar mit Temperaturen deutlich unter -10 °C, eigentlch nicht besonders freundliche Umgebungsbedingungen für einen Sänger und fürs Singen. Aber ich sang trotzdem und es bildeten sich nicht selten Eiszapfen an meinem Bart.

 

Auf meinem Weg über die Wiesen begegnete ich verschiedenen Tieren, auch oft größeren Rehrudeln, die anfangs vom Anblick des singenden Menschen davonrannten. Mit der Zeit schienen sie sich jedoch an mich zu gewöhnen und blieben sogar öfters stehen. Ich fühlte mich wie in einem Disneyfilm, in dem die Disney Charaktere durch die Natur liefen, und mit ihr und allen Tieren eins waren. Auch ich hatte das Gefühl mit der Natur eins zu werden. Nach und nach gab es erste Momente, an denen meine Ohrgeräusche in den Hintergrund traten. Mitunter auch, weil ich mich nicht ständig auf sie konzertriert habe. Mein Fokus auf mich und meine Probleme, bzw. auf mein Hauptproblem, wichen immer öfter dem Gefühl Teil eines Ganzen zu sein.

Meine musikalische Reise

Die beiden verbleibenden Punkte auf meiner Achtsamkeitsliste habe ich noch nicht erwähnt:

DANKBARKEIT und VERGEBUNG

 

Mehrmals am Tag mache ich mir diese Punkte bewusst und habe auch diesbezüglich feste Rituale, die immer neue Elemente der Dankbarkeit enthalten. Dankbarkeit ist eines der mächtigsten Rituale überhaupt, vergleichbar dem des achtsamen Atmens. Mit Dankbarkeit geht auch Vergebung einher.

 

Bei meinen Spaziergängen traten häufig immer wieder Bilder von früher auf. Aus meiner Kindheit, meinem Elternhaus, meinen Eltern und Großeltern, unseren Familienurlauben und meinem Bruder, der leider nicht mehr lebt. Immer wieder klang das Lied "Über sieben Brücken" von Peter Maffay bzw. Karat in mir auf. Ein Lied, das mich vor allem an meinen Bruder erinnert. Ich begann dieses Lied a capella zu singen und es erfüllte mich mit Wärme und Geborgenheit. Nicht selten weinte ich beim Singen und stellte ein gleichzeitiges inneres Lächeln in mir fest (was wohl die Rehe bei dem Anblick gedacht haben?).

 

Meine täglichen Rituale begannen langsam Wirkung zu zeigen. Vergleichbar mit einem Eiswürfel, der bei Raumtemperatur auf einen Tisch gelegt wird, zunächst noch seine Form behält, dann aber von einer Sekunde auf die andere der Punkt kommt, an dem die Raumtemperatur ihre Wirkung zeigt und erste Anzeichen des Schmelzens sichtbar werden. Die Metapher des Eiswürfels finde ich ziemlich passend, auch, da es immer noch Winter und streckenweise bitterkalt war.

 

Zu "Über sieben Brücken" gesellten sich weitere Lieder hinzu wie "Halt mich" und "Über den Wolken". Ebenfalls Titel, die mir das Gefühl von Geborgenheit und Nähe zu meinem Bruder geben. Mein Bruder war 4 Jahre älter als ich und "ein Bär von Mann", aber mit einem sehr weichen Inneren. Ich fühlte mich immer geborgen an seiner Seite. Er war ja schließlich mein großer Bruder.

2006 kam er bei einem Verkehrsunfall ums Leben.

 

Mein Bruder und mein Vater waren Handwerker und fleißige Arbeiter. Das hatten sie gemeinsam. Eines der großen Ziele meines Vaters war, das Haus, das er für seine Familie gebaut hatte, so schnell wie möglich abzubezahlen. Dafür arbeitete er Extraschichten, die er letztendlich mit seiner Gesundheit bezahlte. Meine Erinnerungen von meinem Vater, der leider auch nicht mehr lebt, waren die von einem Mann mit täglichen starken Schmerzen, so wie ich ihn seit meiner Jugendzeit erlebt habe. Was zu diesem Zeitpunkt in meinen Erinnerungen nicht vordergründig abrufbar war, waren die schönen Momente mit meinem Vater, auch aus meiner Kindheit. Diese kamen immer wieder vor mein geistiges Auge. Bilder, die ich eigentlich schon vergessen hatte. Diese Bilder meiner Lieblinsmomente mit meinem Vater sind es nun, die präsent sind wenn ich an ihn denke und nicht mehr die eines kranken Mannes. Mein Vater verstarb 2008 in den erstenen Jahren seiner langersehnten Rente.

Mein Vater ist mein Held. Ich respektiere ihn auch für seine Entscheidungen.

 

"Der gekaufte Drachen" von Udo Jürgens begann in mir zu resonieren. Ich begann auch dieses Lied zu singen. Der Liedtext, meiner Meinung nach, einer der schönsten und emotionalsten überhaupt, ging mir sehr nahe. Unter Tränen sang ich oft weiter, obwohl meine Stimme durch meine Emotionen immer wieder brach.

 

Ich bemerkte, dass all die Lieder und das wachsende Repertoire, das ich auf meinen Spaziergängen sang, deutschsprachig war und mich zutiefst bewegte. Ich erinnerte mich an einen Wunsch, den ich schon seit langem in mir trug. Ich wollte eine CD mit meinen deutschen Lieblingstiteln aufnehmen. Und diese sprudelten gerade förmlich aus mir heraus.

 

Seit jeher war ich großer Verehrer von Udo Jürgens. Und jetzt lernte ich ihn auf eine neue Weise mit seinen ruhigeren und tiefgründigeren Liedern zu schätzen wie "Der gekaufte Drachen", "Was wichtig ist" und "Was ich gerne wär für dich". Lieder, die absolut unter die Haut gehen. Ich begann bei den Liedtexten hinzuhören und die großen Botschaften hinter den Liedern zu verstehen.

 

Die glücklichen Gefühle, mir mit einer CD einen langersehnten Wunsch zu erfüllen und der nun in greifbare Nähe rückte, wurden immer wieder von Gedanken des Zweifelns unterbrochen, dass mich meine Situation nicht in die Position bringt überhaupt die CD einzusingen. Angst und Pessimismus überdeckten meine Glücksgefühle und waren wieder vorherrschend. Als ich dann wieder an die Musik und nicht an das Einsingen einer CD dachte, gewannen die Glücksgefühle wieder Oberhand. Ich erinnerte mich wieder an meine Punkte der Achtsamkeit: VERTRAUEN und ZUVERSICHT. Das Gehirn unterscheidet nicht zwischen Wahrheit und Fiktion. Ich entscheide deshalb selbst an was ich denke und wie ich mich fühle.

 

Ein weiteres deutsches Lied war omnipräsent. Das Lied, das ich am 13. Mai 2023 hoffentlich im Rahmen meiner Rolle als "Graf Zeppelin" auf der Festspielhaus Bühne singen würde: "Ich hab gelebt". Das Lied, so finde ich, ist ein deutsches "My Way", komponiert von Ralph Siegel. Ein hochemotionales Lied voller Leidenschaft, das Graf Zeppelin rückblickend auf sein Leben singt. Ein Meisterwerk.

 

Die deutschsprachigen Musiktitel ließen mich in mein Herz blicken und ich konnte Kindheitserinnerungen wieder aufleben lassen, die ich schon längst vergessen glaubte. Ich hatte mir im Laufe des Erwachsenwerdens meine eigenen Geschichten erzählt. Meine eignen Versionen der Wahrheit, bei denen oft der Schmerz und der Verlust vorherrscht und Wehmut zurückgeblickt wird. So verzerrte auch meine Version der Wahrheit die tatsächlich vorherrschenden Gefühle und trennte wichtige Verbindungen. Ich konnte es selbst kaum glauben, aber es fiel mir wie Schuppen von meinen Augen.

 

Eine meiner wichtigsten Menschen in meinem Leben war meine Großmutter. Mein Großvater verstarb urplötzlich als ich 9 Jahre alt war. Sein Tod hat mich zutiefst bestürzt und ließ mich auf dem Boden in Tränen umher wälzen. Als ich irgendwann aufblickte und meine Großmutter bitterlich weinen sah, vergaß ich meinen eigenen Schmerz, rannte zu ihr, umarmte sie innig und ließ sie gefühlt nie wieder los. 24 Jahre später umarmte ich sie ebenfalls in dem Moment, als sie ihre Augen für immer schloss. Selbstverständlch hatte ich viel mehr Lebenszeit mit meiner Großmutter verbracht als mit meinem Großvater. Bis zum Tode meines Großvaters war er meine Bezugsperson und derjenige, zu dem ich das innigste Verhältnis hatte. Die Erfahrungen mit meiner Großmutter waren jedoch so reich, dass sie die, die ich mit meinem Großvaters gemacht hatte, überdeckten. Doch steckten die Erlebnisse mit meinem Großvater noch immer in mir. Erst als ich auf diese wieder als Kind Marc zuging, erlebte ich sie förmlich wieder. All die Erlebnisse, die mich als Enkelsohn glücklich machten. Mein Großvater ist heute genauso präsent wie meine Großmutter. Ich verspüre eine große Heilung durch die Wiedervereinigung mit meiner Familie und mit dem Kind in mir. Ich bin dankbar für diese Erfahrung.

 

Meine eigene Wahrheit, die eigene Fiktion, fühlte sich wahr an, und ich wäre keinen Millimeter von meiner Geschichte abgewichen. Unser Gehirn kann nicht zwischen Realität und Fiktion unterscheiden. Ich kann jedoch auf die Geschichte, die ich mir selbst erzähle Einfluss nehmen und somit auch darauf, wie ich mich fühle und was ich kann und auch nicht kann.

 

Ich setzte meine musikalische Reise fort und begann zu den Tönen in der freien Natur auch die ersten Töne wieder in geschlossenen Räumen zu singen. So wie es damals draußen im Freien begann. Zuerst Phrase für Phrase, erst leise dann langsam steigernd bis ich dann auch wieder voll aussingen konnte. Zu Beginn hatten meine Ohren bzw. mein Zentrales Nervensystem noch ihre Reaktionen darauf, teils auch sehr starke, doch das stete Ausführen meiner Rituale zeigte Wirkung.

 

Es wurde Frühling.

Der 13. Mai 2023, der Tag meiner Bühnenpremiere kam näher.

Der 13. Mai 2023

Der große Tag war gekommen. Ein Samstag, an dem ich in der Abendvorstellung meine Bühnenpremiere haben sollte. Selbstverständluch war ich hochnervös und angespannt aber in positivem Sinne. Ich wusste jedoch nicht, wie ich auf ein applaudierendes Publikum reagieren würde oder auf die Fechtszene mit all den hell klingenden metallernen Geräuschen der Degen, die mich vor geraumer Zeit noch stark triggerten. Es war jedoch die erste Szene meines Auftritts.

 

Ich wusste nicht was mich erwartet, wenn ich diese erste Szene betrete. Ich stand an der Seitenbühne und beobchtete die Szenen davor, bis dann meine Auftrittsmusik kam. Ich erinnerte mich an meine Punkte der Achtsamkeit:

 

ZUVERSICHT, VERTRAUEN, MUT, TAPFERKEIT

 

All die Werte, die auch ein "Graf Zeppelin" in seiner Fechtszene verkörpern würde. Ich betrat die Bühne, hatte eine fantastische Premiere und unvergessliche weitere Vorstellungen mit großartigen Kollegen.

 

VOLLER DANKBARKEIT BIN ICH ZURÜCK AUF DER BÜHNE!

Die Produktion der CD

Über den Sommer produzierte ich nach und nach die Begleitaufnahmen der Orchesterplaybacks. Im Herbst begann ich mit den Gesangsaufnahmen. Immer wieder sang ich aber auch die Titel auf meinen Spaziergängen vor mich hin. Sie erfülten mich nach wie vor mit Wärme und Geborgenheit. So war auch der Titel der CD schnell gefunden: MITTEN INS HERZ - Eine musikalische Reise

 

Am 14. November 2023 stellte ich die CD fertig und übergab diese an das Presswerk. Dieses Datum war nicht als Datum der Fertigstellung der CD anvisiert, sondern an diesem Tag war die CD einfach fertig.

Es war der Todestag meines Großvaters. Ein Zufall?

Ich habe meine neue "Ruhe" gefunden

Meine Erlebnisse, Rituale, Therapeuthen, Freunde und all die Bücher, die ich gelesen habe, haben mich meine neue Ruhe finden lassen. Die neue Ruhe unterscheidet sich von der, die ich bis zu meinem Unfall gekannt hatte, da meine Ohrgeräusche noch immer da sind. Und es ist eine Ruhe, die täglich neu praktiziert werden darf.

 

Mit dem Phänomen Ohrgeräusche (Tinnitus) bin ich nicht alleine. Laut Deutscher Tinnitus Liga sind offiziell ca. 2,7 Mio. Menschen in Deutschland betroffen. Jährlich kommen ca. 250.000 hinzu. Die Tendenz ist stark steigend, auch wegen den immer größer werdenden Herausforderungen und psychischen Belastungen. Essentiell für eine Linderung, Gewöhnung und auch Heilung ist, die richtigen Schritte zu unternehmen. SOFORT!

 

Ich definiere meine neue Ruhe als Frieden. Und Frieden als neue Ruhe.

 

Einer meiner Therapeuten beschreibt Ohrgeräusche und deren Wirkung auf den Menschen und die Psyche mit einem Sieben-Stufen-Modell. Auf der ersten Stufe ist Tinnitus (ich nenne ihn hier einmal beim Namen) ein Tyrann, dem man aussichtslos ausgeliefert ist. Diese Stufe habe ich zweifelsohne zu Beginn meiner Reise erlebt. Auf den höheren Stufen kann er jedoch auch ein Lehrer und sogar zu einem Freund werden. Zugegeben, als Freund kann ich ihn heute noch nicht akzeptieren, als Lehrer aber sehr wohl.

 

Vielleicht wird er tatsächlich noch zum Freund, denn er verhalf mir ja zu einem meiner Lebensträume, der eigenen CD und zu einem NEUEN LEBEN. Und meine musikalische Reise mit all den bisherigen schönen, intensiven, emotionalen, authentischen und heilenden Erlebnissen hat ja erst unlängst begonnen.

Besondere Eindrücke

einer besonderen Reise

Meine Reise begann Ende November 2022. Meine Spaziergänge habe ich vornehmlich an zwei Plätzen unternommen. Bis auf sehr wenige Ausnahmen jeden Tag. Oft auch mehrmals täglich. Ich habe das Gefühl, dass ich fast jeden Grashalm auf diesen Strecken kenne. Es ist zutiefst beeindruckend die vier Jahreszeiten erlebt zu haben. Ich bin voller Demut und Dankbarkeit - auch gegenüber meinen Wegbegleitern.

KRAFT

DURCH HERUNTERFAHREN