TELL ME A STORY... oder für was wird man dich eines Tages erinnern?

Bild: Don, „Kaiser von Österreich“, Jessica, „Prinzessin Sophie“ und Sissi

 

 

Am Tage meines letzten Blogeintrags, am 19. September, war der „Ehrentag“ meines Vaters, wie ich die jährlich wiederkehrenden Todestage nenne. Wie dort bereits beschrieben, erfüllen diese Tage mich nicht mit Trauer, sondern vielmehr mit Dankbarkeit und Wertschätzung, dass ich diese Person kannte und Zeit mit ihr verbringen durfte und was sie auszeichnete.

 

Heute ist der Ehrentag von Janets Vater Don, der sich heute bereits zum 5. Mal jährt. Ich sage immer, wenn ich über Don spreche „The greatest guy on earth... now in heaven“.

Mit dieser Aussage drücke ich zusammenfassend meine Dankbarkeit und Wertschätzung aus, und ich kann diese mit unzähligen Geschichten füllen.

 

Und Geschichten waren es auch, die Don immer hören mochte, wenn man sich mit ihm traf. Es dauerte nicht lange bis er nach der Begrüßung fragte: „Well..., Marc..., tell me a story!“ Ganz zu Beginn wusste ich nicht was er mit „Geschichten“ meinte und ob ich diese über mich erzählen sollte und wie tiefgründig diese sein sollten. Doch egal was für eine Geschichte ich ihm erzählte, er hörte immer aufmerksam zu bis ich sie fertig erzählt hatte und stellte dann hin und wieder Fragen.

 

Manchmal schienen diese Fragen aus meiner damaligen Sichtweise nichts mit meiner Geschichte oder meinem Gemütszustand zu tun zu haben, und ich stellte dann selbst wiederum die Frage, was er mich denn nun gefragt hatte.

 

Heute weiß ich, dass es seine Weisheit war, die er mit mir teilte. Er sagte mir niemals was ich zu tun habe, sondern gab mir mit seinem Zuhören und mit seinen Fragen die Möglichkeit, meine Gedanken und mein Tun zu reflektieren. Stellte ich eine Gegenfrage, die manchmal auch sehr persönlicher Natur waren, so beantwortete er mir diese mit größter Ehrlichkeit und Offenheit.

 

Er sprach dabei nicht selten über Fehler, die er in seinem Leben gemacht hatte und wie er mit ihnen umgegangen ist. Es liege an einem selbst, danach anders zu handeln und auch betroffene Personen wissen zu lassen, wenn man Fehler gemacht hat. Sie nach um Entschuldigung zu bitten oder auch nach Vergebung zu fragen und sie gleichzeitig mit Taten wissen zu lassen, dass man diesen Fehler nicht noch einmal machen möchte und was man daraus gelernt hat.

 

Diese Fähigkeit des persönlichen Wachstums, aus Fehlern zu lernen, diese auch zuzugeben und nie aufzuhören sich weiterzuentwickeln und weiter zu wachsen - das hat Don mir vorgelebt. Das werde ich in mir weitertragen und auch andere Menschen dazu inspirieren stets zu wachsen.

 

Wir alle wissen, dass es die Geschichten sind, die Personen am Leben halten und wir sie dadurch nie vergessen lassen. Ich könnte hunderte von Geschichten mit und um Don aus dem Stegreif erzählen.

 

Und um Don an seinem heutigen Tag zu ehren und zu zeigen, dass er unvergessen bleibt, beantworte ich ihm auch heute seine Frage, die er vom Himmel aus stellt:

 

„Well..., Marc, tell me a story!”

 

Nun, Don, hier ist meine Story:

Erinnerst du dich an den Tag an dem du unverhofft zum Kaiser gekrönt wurdest?

 

Es war der 03. Oktober 2010, also fast auf den Tag genau vor 10 Jahren. Janet und ich waren für ein Konzert in Zweibrücken im Saarland gebucht. Du hattest als Amerikaner deine Schwierigkeiten den Namen der Stadt auszusprechen, und deshalb nannten wir diese intern immer „Two Bridges“.

 

Du hast dich immer riesig gefreut, wenn wir während eines Besuches von dir aus dem USA einen Auftritt hatten und du mit dabei sein konntest. Und du warst immer mit dabei. Vor dem Konzert in „Two Bridges“ sollte ein festlicher Umzug stattfinden, an dem Janet und ich als Ludwig und Sissi mit einer Kutsche teilnehmen sollten. Eine weitere Kutsche war noch frei und der Veranstalter fragte telefonsich an, ob wir jemanden kannten, der in einem historischen Kostüm darin Platz nehmen konnte. Als sie Anfrage kam, saßen wir noch in Füssen gemeinsam am Frühstückstisch und du hattest eine Tasse Kaffee in der Hand. Jessica, Janets Schwester, war ebenfalls zu Besuch und ich musste schmunzeln als Janet dem Veranstalter antwortete: „ja natürlich kennen wir jemanden... und Kostüme haben wir auch!“. Don, zu dem Zeitpunkt wusstest du noch nicht, dass du am nächsten Tag zusammen mit Janet in einer Kutsche sitzen würdest und dir tausenden Menschen zujubeln.

 

Aber du warst sowieso immer für alles zu haben und hattest großen Spaß daran. Auch als man dir Grüße und Fragen aus der Menge zurief, winktest und nicktest du kaiserlich erhaben aus der Kutsche, sodass du den Menschen den Eindruck vermitteltest, dass du ihre Fragen verstanden hattest.

 

Es bleibt also unser Geheimnis und das des Kamerateams, das zu dir in den Wagen stieg und dir im Rahmen eines Interviews Fragen stellte, und anstelle von Antworten immer ein sympathisches Lächeln von dir bekam, da du ja, als Kaiser von Österreich, kein Deutsch gesprochen hast.

 

 

Greetings to “The greatest guy on earth, who is now in heaven”.

 

We love you!

 

 

Was ist deine Story?

Für was wird man sich an dich einmal erinnern?